MITGLIEDERFORUM Selbstbestimmt bis ans Lebensende. Info 2.2024 V e r e i n s v e r s a m m l u n g 2 0 2 4 a m 2 5 . i m « V o l k s h a u s » M a i Z ü r i c h Bildthema: Kurt Bläuer Schicksal: Kurz darauf sagte er, es wird Licht! Suizidhilfe-Experte: EXIT hat den Kampf längst gewonnen Psychologie: Reden ist Silber, Zuhören ist Gold Vereinsversammlung: Lesen Sie hier alles Wichtige Seite 4 bis 5 Seite 6 bis 9 Seite 10 bis 11 Seite 15 bis 33 «Jemand müsste ein Gedicht darüber schreiben». Antwort auf die Kurz geschichte von Nelio Biedermann (EXIT «Info» 2.24): Blaues Ufer Ein weisser Himmel erstreckt sich am blauen hügeligen Band, der silberne See ist unsere Seelenlandschaft. Ein Horizont, der in der Weite sich formt, wie einst dem weissen Papier anvertraut, müsste jemand ein Gedicht darüberschreiben. Ein weisses Blatt Papier kontrastiert in einhelliger Einheit mit dem milchigen Himmel. Milchstrassen entfernt sind deine Worte bereits auf dem Weg zu dir. Schon viel näher als du denkst. Sie werden uns zu neuen Geschichten tragen. Einige davon sind bereits sichtbar geworden, sie verdichten sich zu neuen Realitäten. HEIDI NIEDERHAUSER, MERLIGEN 32 EXIT-Info 3.2024 Gedanken über das Altwerden Jahrzehntelang schob ich die Zukunft vor mir her. Doch jetzt, da ich alt werde, habe ich sie einfach stehen lassen. Bin an ihr vorbeigegangen, habe ihr zuge- lächelt und auf die Schulter ge- klopft. Seither lebe ich in der Ge- genwart, sammle Augenblicke und widme mich der Entdeckung von Kleinigkeiten. Gehe gerne die gleichen Wege, besuche ab und zu die Vergangenheit und wühle in den Erinnerungen. Wieder einmal betrachte ich die Fotografie von dir als junge Frau. Und ich danke dem Zufall dafür, dass er mir einen Stuhl freigehal- ten hat an jenem Tisch, an dem du sassest, als ich das Restau- rant betrat. Sechs Monate spä- ter haben wir geheiratet. Seither sind neunundvierzig Jahre ver- gangen. Was bedeuten schon weisse Haare, ein paar Falten oder Me dikamente, die man einneh- men muss. Alt werden bedeutet nicht, dass man nicht mehr lie- ben kann. Das Einzige, wovor ich mich fürchte, ist, dass die Liebe so stark sein kann, dass sie nur schwer einen Überlebenden er- trägt. RICHARD KNECHT, GLARUS Selbstbestimmtes Sterben im Altersheim «Christliche Nächstenliebe» ist, wenn ein Patient, der z. B. zehn Jahre in einem Heim gelebt hat, todkrank und vielleicht kaum mehr transportfähig ist, nicht in seinem Zimmer mit EXIT sterben darf, sondern sein vertrautes Daheim verlassen muss, um an einem fremden Ort einzuschla- fen. Der Grund: Es besteht die Gefahr, dass Pflegepersonen ein Trauma kriegen könnten, und mit Steuergeldern unterstützte Heime ihr Leitbild ändern müss- ten. Diesen Eindruck habe ich beim Besuch eines Anlasses in Davos erhalten, der als interkonfessio- nelles Podiumsgespräch aus- geschrieben war: «Es geht um die medizinischen, psychischen und ethischen Herausforde- rungen eines würdigen Alterns und Lebens im Pflegeheim, um assistierten Suizid, dessen Aus- wirkungen auf Angehörige und Pflegende und zu Modellen eines friedvollen Altwerdens im Pflegeheim.» Ich habe eine offene Diskussion, auch über den assistierten Suizid, erwartet. Die Podiumsteilneh- mer hatten aber nur einen Fokus: «Wie kann man verhindern, dass die Alters- und Pflegeheime den assistierten Suizid zulassen müs- sen». So wurde er zählt, dass ein assistierter Suizid nicht notwen- dig wäre, wenn man sich mehr um die alten Menschen küm- mern würde, ihnen über den Arm streichelt und sagt, dass man für sie da ist. Dass jemand mit EXIT gehen möchte, nach einem lan- gen, wohlüberlegten Prozess, das können sich diese Menschen nicht vorstellen! Sterben in Altersheimen liegt in der Natur der Sache, somit sind die Pflegepersonen mit dem Thema dauernd konfrontiert und nicht traumatisiert. Wenn der Tod im Heim thematisiert wird, dieser ist ja nichts Schreck- liches, sondern normal, dann hat es auch Platz zu sagen, dass ein Mitbewohner sich entscheidet, selbstbestimmt zu gehen. Wer möchte, kann sich von ihm ver-